Angst und Angststörungen
Die Angst als solches "schützt", "warnt" uns vor bestimmten Situationen und Personen. Die dazu gehörigen Gedanken unterliegen einer vielschichtigen Bewertung. Wenn dieser Schutz regelmässig eintritt, kann von einer Vermeidung gesprochen werden. Die Angst "verhindert", eine bestimmte Situation zu erleben bzw. "verhindert" einen (inneren/äußeren) Konflikt mit einer Person. Der Gedanke "zu versagen" führt zu einer "Versagensangst".
Angst tritt in der Regel auf, als Reaktion bezogen auf bedrohlich beurteilte Ereignisse, Situationen (Prüfung, Zahnarzt, Flugreise, …), Personen (ein bestimmter Menschentyp, Nähe als Solches, bei Verlust/Trennung, empfinden von Bedrohung…), Tiere. Das Entstehen von Angstgefühlen ist eng verknüpft mit einer Stresssituation und den dazugehörigen individuellen Gedanken, Gefühlen und Reaktion.
Merkmale einer "Störung":
- Die erlebte Angst steht in ungutem Verhältnis zu den Anforderungen der Situation
- Das Auftreten der Angst und ihrer Symptome, kann durch den Betroffenen nicht kontrolliert werden
- Die Angst kann nicht durch rationale Erklärungen beseitigt werden
Folgen:
- Zunehmende Vermeidung von angstbesetzten Situationen
- Zunehmende Einschränkung und Beeinträchtigung von: Partnerschaft, Beruf, ...
- Hilflosigkeit
- Mutlosigkeit
- Traurigkeit
- Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente, …)
Panikattacken
Bei sehr starken Bedrohungen können gedankliche Reflexionen, die planvolles Handeln ermöglichen, zeitweise ausfallen. Es kommt zu Denkblockaden, die Betroffenen reagieren dann eher instinktiv, reflexhaft und häufig auch panisch. Nicht identifizierbare Angstauslöser führen zu einem diffusen Angstgefühl, damit zu einer weiteren Steigerung der Erregung und Anspannung und zu unentschlossenen bis panikartigen Verhaltensweisen.
Weitere mögliche Symptome:
- Beklemmungsgefühle in der Brust
- Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden
- Schwindel, Unsicherheit, Benommenheit
- Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
- Angst zu sterben
- Derealisation oder Depersonalisation
Phobien
- Ausgeprägte, anhaltende, übertriebene oder unbegründete Angst
- Das Vermeidungsverhalten beeinträchtigt deutlich die normale Lebensführung und verursacht (erhebliches) Leiden
- Phobien beziehen sich auf spezifische Objekte oder Situationen z.B. auf: Höhe, Flugangst, Blut, viele Menschen "auf einmal", nicht flüchten können, zwischenmenschlichen Kontakten, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, Enge bzw. geschlossenen Räumen, ...).
Beispiel: Flugangst
Sie wissen, dass Flugzeuge zu den sichersten Fortbewegungsmitteln überhaupt gehören. Trotzdem gehören Sie zu den ca. 38 % der Bundesbürger, die mit einem Flug, Gefühle von Mulmigsein, Angst oder ähnlichem verbinden, oder schon erlebt haben. Die damit einhergehenden Beschwerden zeigen sich bei jedem etwas anders, wie z.B.: Beklemmungen, Schweißausbrüche, Übelkeit, Zittern, Durchfall, Herzrasen, Panikattacken. Die Ursachen können auch hier sehr vielfältig sein. Befürchtungen zu Situationen die vor, während oder nach dem Flug entstehen, können Sie in der Vergangenheit tatsächlich erlebt haben. Ebenso gibt es Auslöser, sogenannte Trigger, die Ihnen bisher nicht bewußt sind und meist mit dem Fliegen als Solches nichts zu tun haben.
Depression
Eine depressive Stimmung hat jeder mal. Die Intensität, die zeitliche Dauer, der Verlauf und die Auswirkungen auf das persönliche Leben sowie dessen Umfeld, sind wichtig für eine differenzierte Betrachtung, bevor tatsächlich von einer Depression (mit unterschiedlichen Graden) gesprochen werden kann.
Symptome können sein:
- mangelnder Antrieb – sich „hängen lassen“ (gedanklich, emotional, körperlich)
- ständiges! Grübeln (im Kreis denken)
- bleierne! Müdigkeit, wie „niedergeschlagen“
- ständiges! "Schwarz-Sehen", wenig Zuversicht
- intensivere Schuldgefühle
- Freudlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, innere Leere, Verzweiflung
- Unlust, bisherige Lebensbedürfnisse unterschiedlicher Art werden eingeschränkt gelebt
- Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente, …)
Meist kommt alles zusammen und Sie fühlen sich wie in einer Negativ-Spirale?
Manchmal bekommen Sie Rückmeldungen vom Partner, Freund*in, Kollegen, dass Sie sich verändert haben. Haben Sie das schon mal gehört? Lassen Sie solche Äußerungen an sich ran? Die Frustration und die Erwartungen werden immer größer, bei Ihnen und den Anderen.
Ein Teufelskreis kann so seinen Anfang nehmen oder schon genommen haben.
Sie denken: "Es ist alles sinnlos? Helfen, kann Ihnen eh keiner? Das müssen Sie allein durchstehen." - Müssen Sie das wirklich?
Ursachen / Auslöser
Zum Beispiel: ständige Überforderung am Arbeitsplatz, schwierige Konstellationen innerhalb einer Beziehung (Partner*in, Kind, Kolleg*in, Verwandte, Tier), schwerwiegende Veränderung im Leben, Verlusterlebniss (nicht nur durch einen Tod bedingt).
Psychotherapeutische Vorgehensweise in unserer Praxis
Aufgrund der genannten Vielschichtigkeit ist eine individuell abgestimmte Beratung notwendig.
Die Anzahl der Beratungsstunden orientiert sich an Ihrer persönlichen Symptomlage und der zu Grunde liegenden Ursache. In einem ersten Gespräch gilt es, Ihre Fragen, Erwartungen und Ziele zu hören und abzuklären. Im weiteren Verlauf werden zu aller erst Methoden aus der Systemischen Therapie (beinhaltet auch Verhaltenstherapeutische Aspekte) unsere Vorgehensweise bestimmen. Entspannungstechniken kommen meist mit dazu.
Durch die eigenständige Durchführung bestimmter Übungen werden Sie einen Beitrag zum erreichen Ihrer Ziele, Ihrer Erfolge leisten können. Die Suche nach Auslösern kann auch etwas komplexer werden. Dabei werden dann auch andere Therapiemethoden angewendet.
Miteinander
So wie ein beeinträchtigter Körperteil oder ein geschädigtes Organ einen Experten zur Förderung der Genesung braucht, so benötigt dies auch manchmal die Seele.
Sich mit einer Fachperson offen zu unterhalten, bietet die Möglichkeit, etwas anderes als das Bisherige zu hören und darüber zu reflektieren. Fachliche Informationen können Erleichterung verschaffen. Erst einmal zu sehen wo genau Sie sich in Ihrer Spirale befinden und wo vielleicht auch etwas klemmt, sind erste gemeinsame Schritte.
Mit unserer Unterstützung können Sie herausfinden, was Sie blockiert, warum Ihre seelischen Bewältigungsstrategien gerade nicht zu funktionieren scheinen. Sie können lernen, ungünstige Denk-/Gefühlsmuster zu identifizieren und durch positive zu ersetzen. Sie bekommen die Möglichkeit zu erkennen, dass es lebbare Alternativen bzw. Auswege gibt - einen Weg zu sich selbst, bei dem Körper und Seele wieder in Einklang kommen. Neue Lebens-/Handlungsspielräume können entstehen.
Zu diesem Schritt gehört auch etwas Mut. Ihre Initiative wird aber im Nachhinein vielleicht mit einem Lächeln auf Ihrem Gesicht belohnt.