Was heißt Systemisch?
Die systemische Psychotherapie und die systemische Beratung bauen auf modernen Konzepten system- theoretischer Wissenschaft auf, die mittlerweile Eingang in alle Disziplinen der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften gefunden haben. Sie ermöglichen es, komplexe Phänomene, die menschliches Leben und Zusammenleben charakterisieren aufzufassen und eine passende Methodik zu ihrer Behandlung zu entwickeln. Nach systemischem Verständnis ist der Mensch immer zugleich als biologisches und als soziales Wesen zu betrachten. Die systemische Perspektive rückt deshalb die dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen des Lebens andererseits ins Zentrum der Betrachtung, um das Individuum und seine psychischen Störungen angemessen verstehen zu können.
Die systemische Therapie und Familientherapie verfügen über eine eigene klinische Theorie und Methodologie zur Erklärung und Behandlung psychischer Auffälligkeiten und Störungen. Psychische Krankheiten werden als Störung der Systemumweltpassung definiert. Individuelle Symptome werden als Ergebnis von Krankheitserzeugenden und -aufrechterhaltenden Beziehungsmustern im Kontext der wichtigen Bezugspersonen gesehen. Diese Personen können deshalb grundsätzlich in den therapeutischen Prozess mit einbezogen werden. Dieses bedarf des Wollens aller Beteiligten und der Absprache.
Es stehen viele geeignete Methoden für die Durchführung von systemischer Einzeltherapie, systemischer Paartherapie und systemischer Familientherapie zur Verfügung. Grundlage für die systemische Praxis ist die Kooperation zwischen Hilfesuchendem und Helfer. Zentrales Arbeitsmittel ist der öffnende Dialog. Dem Klienten gegenüber bemüht sich der Therapeut, Berater oder Supervisor um eine Haltung des Respekts, der Unvoreingenommenheit, des Interesses und der Wertschätzung bisheriger Handlungs- und Lebensstrategien.
Als systemische Therapeuten sehen wir es als Aufgabe gemeinsam mit dem Klienten, Rahmenbedingungen, Abläufe und Beziehungsmuster im Beziehungssystem zu erkennen. Diese sichtbar, spürbar und hörbar zu machen, neu zu verstehen, zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Im Weiteren kann es um die Suche nach neuen Perspektiven und Wegen gehen, die dabei helfen können, mit der Umgebung einen neuen Gleichgewichtszustand zu erreichen. Durch diesen Ansatz kann es gelingen neue Wirklichkeiten und ergänzende Wahrheiten zu entdecken.
Es werden nicht absolute Wahrheiten gesucht da menschliche Wahrheiten subjektiv sind, sondern es gilt verschiedenen Standpunkten Raum zu geben. Unterschiede sollen anregen, nicht zerstören. Diese Prämisse soll es erleichtern Unterschiede zu erleben, darauf aufbauend neue Verhaltensmuster zu erlernen und neue Erfahrungen zu machen.
Methoden
Familientherapie gleicht einem Strom, zu dem von Anfang an eine Reihe innovativer ForscherInnen und TherapeutInnen beigetragen haben, teils ganz unabhängig voneinander, teils im Austausch miteinander. Die Bewegung entwickelte sich in den fünfziger Jahren in den USA und in den sechziger Jahren in Europa, hier besonders in Deutschland und in Italien. Eine der zentralen Feststellungen war, dass auffälliges, "verrücktes" Verhalten keineswegs nur als Ausdruck innerseelischer Konflikte verstehbar ist, sondern als eine passende Reaktion im Zusammenhang mit den Umweltbedingungen, beispielsweise mit der Familienstruktur.
Der therapeutische Blick erweiterte sich vom Individuum auf die Beziehung, die Zweierbeziehung, die Familie und größere Bezugssysteme. In den USA waren u. a. Gregory Bateson, Paul Watzlawick, Virginia Satir und Salvador Minuchin Wegbereiter, in Deutschland Horst-Eberhard Richter und Helm Stierlin und in Italien Mara Selvini Palazolli. In der Familientherapie / Systemischen Therapie werden Probleme nicht als Eigenschaften einzelner Personen gesehen. Sie sind Ausdruck der aktuellen Kommunikations- und Beziehungsbedingungen in einem System. Symptome und Auffälligkeiten erscheinen auch nützlich, da sie auf Störungen der Entwicklungsmöglichkeiten hinweisen.
Familientherapie / Systemische Therapie ist eine Form der Therapie, die Gesundheit und Krankheit, insgesamt die Lebensqualität von Menschen im Zusammenhang mit ihren relevanten Beziehungen und Lebenskonzepten sieht. Dabei erweiterte sich in den letzten Jahren der Blickwinkel von der Familie auf die sie umgebenden Systeme wie Arbeitsfeld und Wohnwelt und auch auf die Kontexte, in denen Therapie und Beratung stattfindet.
Ziel der Therapie ist eine Erweiterung der Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten des/der Einzelnen und des Gesamtfamiliensystems. FamilientherapeutInnen arbeiten ressourcenorientiert. Der Therapeut / die Therapeutin versucht, die bisherigen Muster und Vorannahmen in Frage zu stellen und regt andere Sichtweisen an, um neue Interpretationsvarianten und Interaktionsregeln zu ermöglichen. Dabei nutzt sie/er besondere Gesprächstechniken, beispielsweise das Umdeuten als die Kunst, etwas "in einen anderen Rahmen zu stellen". Oder zirkuläre Fragen, durch die Menschen angeregt werden, ihre eigenen handlungsleitenden Annahmen über Beziehungen und ihre Einschätzungen der Motive und Prämissen der anderen auszusprechen und damit zur Diskussion zu stellen. Um Beziehungen erfahrbar zu machen, kann der Therapeut / die Therapeutin die Familien auffordern, sich in einer Skulptur darzustellen. Wahrnehmungen und Bewertungen können auch verändert werden durch den Gebrauch von Bildern und Metaphern.
Die TherapeutInnen sehen sich nicht als die Experten, die die Diagnose stellen und die Lösung vorgeben. Sie führen vielmehr einen neugierigen und respektvollen Dialog mit ihren KlientInnen, einem Einzelnen, einem Paar oder einer Familie, um sie darin zu unterstützen, Blockaden in ihrer Entwicklungsdynamik aufzulösen und neue Perspektiven und befriedigendere Muster des Zusammenlebens zu entwickeln.
Das "Stellen" - das "Familienbrett" als Methode
Diese Methode beruht auf den Grundlagen von der benannten Pionierin Virginia Satir. Um eine Außenperspektive zu bekommen wird in der Arbeit mit Einzelpersonen, Familien und anderen Beratungskonstellationen, das sogenannte "Familienbrett" mit Figuren als Ersatz und "Stellvertreter" eingesetzt. Es geht hier nicht nur um die Familie und ihrer Mitglieder. Auch andere Bestandteile des Lebens wie besondere Gefühle (z.B.: Angst), Abhängigkeiten, Krankheiten und anderes können "gestellt" werden.
Folgende Beiträge sind der Website der DGSF entnommen und von Frank Baßfeld speziell für seine Website geringfügig verändert worden.
Ursprünge dieser szenischen Darstellung gehen auf die Begründerin der systemischen Familientherapie Virginia Satir zurück. Die Methode wurde in den in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA im Rahmen ihrer familientherapeutischen Tätigkeit eingeführt und als Skulpturarbeit benannt.
Es geht hierbei um die szenische Rekonstruktion von Beziehungen, Bindungen und Bedingungen zwischen der betreffenden Person und seiner eingebrachten Fragestellung. Zu diesem Thema können Personen, Krankheiten, Eigenschaften, Verhaltensweisen oder ähnliches gehören.
Die Themen und Ihre Aspekte können personifiziert in Gruppenseminaren oder im ambulanten Beratungssetting wie in meiner Praxis, durch Spielfiguren dargestellt werden. Sie erleben dadurch eine Abbildung, von dem was war bzw. ist. Dadurch kann es zu tiefgreifenden Berührtheiten kommen. Es ist eine Art von szenischem Rollenspiel unter der Überschrift: "Die Dramaturgie des Unbewussten".
Der Klient kann sich selbst (neu) verstehen, die eigenen Wurzeln entdecken und mögliche persönliche Verstrickungen erkennen.
Ziel ist es eine neue Betrachtung der eigenen Beziehungs-Geschichte, zum Zwecke der persönlichen Klarheit. In geschützter Atmosphäre wird unter Anleitung, das prozesshafte Vorgehen, mit Lösungsschritten begleitet.
Das Genogramm ist eine Art Familienstammbaum
Darstellung:
Das Genogramm besteht aus einfachen Symbolen, die wie ein Familienstammbaum angeordnet sind. Ein Symbol steht dabei für ein Familienmitglied. Die Symbole zeigen das Geschlecht und, mit verschiedenen Linien, die Beziehung zu der Familie. Beispielsweise haben adoptierte Kinder und Haustiere eine gestrichelte Linie.. Für gewöhnlich steht über dem Symbol das Geburtsdatum (und gegebenenfalls das Todesdatum), darunter der Name. Im Inneren des Symbols steht das Alter oder verschiedene Zeichen, die zum Beispiel Erbkrankheiten, eheähnliche Gemeinschaften, Totgeburten, Schwangerschaftsabbrüche oder plötzlichen Säuglingstod aufzeigen.
Desweiteren können die Beziehungsformen, im Sinne: Wie STEHEN die Mitglieder im Genogramm zueinander, eingezeichnet und eben auch mit der Methode der systemischen Familienaufstellung GESTELLT werden. So können beispielsweise auch Karrieredaten, innerfamiliäre Konflikte, Krankheiten und Gewohnheiten eingezeichnet und dargestellt werden. Normalerweise enthalten Genogramme auch Darstellungen von Gefühlen füreinander.
Um auch Leute wie Nachbarn, Mitarbeiter bzw. Mitschüler, Vorgesetzte bzw. Lehrer, Pfarrer oder ähnliches einzubeziehen, werden manchmal auch diese eingebaut. So können Genogramme beispielsweise auch für Firmen erstellt werden.